MAGNUS ’ARWET’ ARWENHED

Wir treffen uns online. Wie so oft in diesen Zeiten. Magnus zieht die Nase hoch und sagt, er sei schwer erkältet.
Im Hintergrund sehe ich ein großes Regal mit Campingausrüstung. Er zeigt mir alles.


Wir reden über Wald, Fotografieren, Paddeln – über das Erleben der Natur. Darüber, was die digitale Überkommunikation mit unseren Steinzeit-Gehirnen macht und wie wichtig die Natur als Ausgleich für uns ist. Ein Platz, an dem man noch Ruhe findet. „In der Natur komme ich in einen flow state.“ Gehen wir aber erst einmal zurück zum Anfang seiner Geschichte. Der kleine Markus wuchs mit einem Vater auf, der ein großes Natur- und Wildnisinteresse hatte. Seine Mutter war Pfadfinder-Leiterin und Magnus durfte mit den älteren Pfadfindern lernen, ganze Lagerplätze aufzubauen. Er erinnert sich: „Es wurde mir in die Wiege gelegt – alles spielte sich im Freien ab.“ Seine jungen Jahre verbrachte er in der magischen Natur der Umgebung von Norrköping. Die Wälder und Seensysteme des Naturschutzgebiets Glottern prägten ihn stark und weckten in seinem späteren Leben eine große Sehnsucht. Es trieb ihn zurück in die Natur.

’London calling’

Magnus, in Schweden eher bekannt unter seinem Spitznamen ‚Arwet‘, absolvierte eine musikalische Ausbildung. Auf Umwegen landete er in London, wo seine damalige Freundin und heutige Ehefrau studierte. Magnus arbeitete für eine britische Schallplatten-Gesellschaft und verbrachte zehn Jahre in der Metropole. Und irgendwo dort, mitten in der kreativen Umgebung mit viel Arbeit, Bier und späten Partys, wurde diese Sehnsucht geweckt. Die Sehnsucht, die in zurück zur Natur lockte. Ich möchte mehr über die Zeit in London erfahren. Den Großstadtpuls, den Smog und das Gedränge. Aber ganz so verhielt es sich wohl nicht. Die beiden wohnten damals fast an der Grenze zur Natur. „Den Buckingham Palace sah ich während meiner Zeit dort nur ein einziges Mal.“
Sein Vater versprach ihm, er würde ein Kanu bekommen, wenn er wieder heim käme. Es war wichtig, dass es ein Inkas sein müsse. Das sei ‚unkaputtbar‘, wie er es ausdrückte.
Aber es sollte anders kommen. Wieder daheim in Schweden, besorgte Arwet sich ein eigenes Kanu. Er durfte sich von einem Kanuverleih ein älteres Inkas borgen – auf unbestimmte Zeit.

’London calling’

Abenteuer Teil 2

Heute arbeitet Magnus als Ton- und Musikproduzent für große internationale Unternehmen. „Ich arbeite viel mit Musik und Sounddesign für die Computerspiel- Industrie.“ Das ist mal wieder etwas Neues für mich. Scheinbar gleichen Sprachbücher immer mehr einem Radiotheater mit sowohl Musik als auch Lauteffekten. Während der Pandemie war Arwet an mehreren solcher Projekte beteiligt. In seinem Keller liegt, wie gesagt, seine ganze Outdoor-Ausrüstung. Und die ist umfassend.
Arwet erzählt von den Wäldern, die an den bewaldeten Bergrücken Kolmården angrenzen. Wie unberührt sie in seiner Kindheit waren. „Jetzt gibt es dort viele Kahlschläge.“
Hier spielt sein Inkas-Kanu eine wichtige Rolle. „Damit kann ich leicht unberührte Oasen erreichen.“ Er verrät mir etwas, das seine Familie das ‚Geheimnis‘ nennt. Dabei handelt es sich um eine kleine Bucht mit natürlichem Sandgrund. Auf seinen Ausflügen geht er einem anderen großen Freizeitinteresse nach, dem Fotografieren. „In den 90er Jahren arbeitete ich als Fotoassistent. Seither begleitet mich dieses Interesse.“ Was er jetzt sagt, klingt in den Ohren eines Gleichgesinnten wie die schönste Musik: „Ich fotografierte analog mit einer Großformatkamera und entwickelte die Filme selbst.“ Aber kürzlich wurde Magnus doch noch digital, erst vor anderthalb Jahren. Wir verlieren noch ein paar Worte über die Technik, Objektive, Brennweiten und die Lichtstärke, die ja für die Schärfentiefe so wichtig ist.

„ES WURDE MIR IN DIE WIEGE GELEGT – ALLES SPIELTE SICH IM FREIEN AB“

Die digitale ‚Natur‘

Wir kommen darauf zu sprechen, was sie neue Zeit mit uns anstellt. Dass Kinder sich heute nicht mehr langweilen können. Alles wird Ihnen fertig vor die Nase gesetzt. Alles ist im Smartphone! Wir erinnern uns, wie wir als Kinder mit Freunden oder allein spielten. Eigenes erschufen. Wie gerade Langeweile oft die Kreativität anregte. Hierzu findet Arwet viele Worte über die heilende Kraft der Natur. Aber es dauert eine Weile bis man lernt, sich mit der Natur anzufreunden und sich in ihr geborgen zu fühlen. „Viele sind es nicht mehr gewohnt, sich in der Natur zu bewegen, und sie empfinden das sogar als Stress.“
Forschungsergebnisse zeigen, dass sich unsere Steinzeit-Gehirne in einen ständigen Schockzustand befinden. Alle Informationen und Eindrücke überfordern uns. Arwet betrachtet die Natur als sein Batterieladegerät. Jeden Mittwoch setzt er sich in sein Kanu. Ausgerüstet mit seiner Kamera und vielleicht ein paar Kaffeebohnen sucht er seine Oasen. Er beschreibt, wie nah man im Kanu dem Wasser ist. Das Geräusch der Paddel, wenn sie durch die Oberfläche stechen. Er erzählt von der Stille der Natur, die eigentlich gar nicht still ist. „Sie ist nur ein anderer Sound.“ Arwet beschreibt dieses Erlebnis in philosophischen Worten. Wie wir Ruhe und Kraft in der Natur finden. Wie das alles in unseren Genen gespeichert ist. Dieses Bedürfnis der Nähe zum ‚Echten‘. In seinem Fall ist es der Kontrast zu seiner zuweilen etwas stressigen Arbeit. Er zeichnet ein poetisches Bild davon, wie es ist, um eine Biegung zu paddeln, hinter der sich der See vor einem ausbreitet.
Zusammenfassend stellt er fest: 

„Paddeln ist wie Meditation“.

Inkas – und ein paar Worte zu altem Wissen.

Die Wahl des Kanus war einfach. „Ich komme fast überall hin und muss mir keine Gedanken über Grundbeschaffenheit oder Steine machen. Ein Inkas ist praktisch unzerstörbar.“
Abschließend spricht Arwet davon, wie das Paddeln seit Urzeiten in den Menschen verwurzelt ist. An diesem Punkt entdecken wir ein weiteres gemeinsames Interesse: antike Kulturen und altes Wissen. Aber das steht auf einem ganz anderen Blatt...

„PADDELN IST WIE MEDITATION“

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